Lebergesundheit
Die Leber – das Multitasking-Talent Die Leber spielt als Multifunktionsorgan eine zentrale Rolle im Stoffwechselgeschehen des Pferdes. Sie ist neben dem Abbau von Stoffwechselendprodukten verschiedener Organe, der Unschädlichmachung giftiger Substanzen (z.B. Pflanzengifte oder Medikamentenabbauprodukte) und des Recyclings von rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) auch für die Produktion des Gallensaftes sowie die Synthese verschiedener Proteine und Fette zuständig. Zudem stellt sie ein außerordentlich wichtiges Speicherorgan für Glucose (Glykogen), die Vitamine A, B12, D, E, K und die Spurenelemente Eisen und Kupfer dar.
Über die Pfortader erhält die Leber mit Nährstoffen angereichertes Blut aus dem Magen-Darmtrakt. Die darin enthaltenen, in ihre Einzelbestandteile zerlegten Nahrungsbestandteile werden in der Leber weiterverarbeitet zu wichtigen Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten oder Vitaminen, die der Organismus benötigt. Hierzu zählen u. a. Aminosäuren, die für die Proteinsynthese benötigt werden oder Transportproteine, mit dessen Hilfe anorganische Spuren- und Mengenelemente überhaupt erst im Blut transportiert werden können. Gleichzeitig erhält die Leber mit dem venösen Blut aus den anderen Organen des Körpers (Gehirn, Muskulatur, Haut, Blut) Stoffwechselendprodukte, die hier abgebaut und ausgeschieden werden.
Wenn das Gleichgewicht aus den Fugen gerät
Obwohl die Leber ein vergleichsweise gutes Regenerationsvermögen hat, kommen vor allem chronische Schädigungen dieses Organs bei Pferden immer häufiger vor. Dieser Umstand kann mannigfaltige Ursachen haben. So kann eine zu häufige Gabe von Schmerzmitteln die Leber langfristig belasten. Weiterhin können Infektionskrankheiten, Umweltgifte (pestizidbelastetes Futter), der Verzehr von schimmeligem Heu, Parasiten (z.B. großer Leberegel), oder Vergiftungen mit Pflanzen (z.B. Jakobskreuzkraut) oder Pilzen (z.B. Mutterkorn) eine Leberschädigung verursachen. Meist laufen diese Prozesse schleichend und anfangs ohne jedwede Symptomatik ab, sodass für den Pferdebesitzer keinerlei klinische Veränderungen wahrgenommen werden können.
Frühe Anzeichen, die auf eine Beeinträchtigung der Leberfunktion hinweisen können, sind oft sehr unspezifisch und werden fälschlicherweise oft mit dem Alter oder einem Wetterwechsel in Verbindung gebracht. Einen ersten Hinweis (auch auf ein anderes Krankheitsgeschehen) können Appetitlosigkeit, stumpfes Fell, Haarausfall, verminderte Leistungsbereitschaft oder Trägheit/Müdigkeit liefern. Um die dahintersteckende Ursache abzuklären, ist eine Blutuntersuchung als effizienteste Möglichkeit empfehlenswert. Anzeichen einer ausgeprägten Leberfunktionsstörung können neben einer Gelbfärbung (Ikterus) von Schleimhäuten auch Abmagerung, kolikartige Schmerzen sowie neurologische Ausfallerscheinungen darstellen.
Leberfunktionsstörungen entgegenwirken
Eine medikamentöse Behandlung von (chronischen) Lebererkrankungen ist lediglich im Falle einer Infektionskrankheit mit Bakterien oder Viren hilfreich. Da die Mehrzahl der Leberfunktionsstörungen beim Pferd jedoch auf Vergiftungen, Verletzungen und unüberlegten Medikamenteneinsatz zurückgehen, ist das oberste Gebot, der Leber mittels unterstützender Maßnahmen zur Eigenregeneration zu verhelfen.
Hierbei sollte in erster Linie darauf geachtet werden, dass der Auslöser der Leberfunktionsstörung gefunden und beseitigt wird. Alle Gegenstände, die giftige Stoffe enthalten können (z.B. Weichmacher in Plastikbehältnissen), sollten aus der Umgebung des Pferdes entfernt werden. Neben einem kontinuierlichen Entwurmungsmanagement sollte der Einsatz von Medikamenten auf das Nötigste reduziert werden. Das Fütterungsmanagement sollte dahingehend optimiert werden, dass das Pferd einerseits keinen Zugang zu Giftpflanzen (mehr) hat und zudem nur hygienisch einwandfreies Futter angeboten bekommt. Unterstützend sollte die Ration vitamin-, protein- und ballaststoffreich, fettarm und mit möglichst kurzkettigen, hochverdaulichen Kohlehydraten gestaltet werden, um die Leber nicht unnötig zu belasten und Nährstoffimbalancen vorzubeugen. Hier kann beispielsweise Johannisbrotschrot zum Einsatz kommen, da diese Substanz von Natur aus all diese Eigenschaften bereits erfüllt.
Weiterhin hat sich der Mariendistelextrakt Silybin als nützlich bei der Unterstützung von Leberleiden erwiesen. Silybin ist die am stärksten pharmakologisch aktive Substanz, die aus der Mariendistel gewonnen wird. Sie schützt die Zellmembran der Leberzellen (Hepatozyten) vor giftigen Einflüssen indem sie dafür sorgt, dass giftige Substanzen (z.B. von Pflanzen oder Pilzen) nicht mehr in die Zelle eindringen und diese schädigen können. Auch Phosphatidylcholin, das der Körper selbst für den Schutz von Zellmembranen synthetisiert, kann, über das Futter zugeführt, dabei helfen, die Membranen der Leberzellen gegen schädliche Einflüsse zu stärken. Zudem fördert Phosphatidylcholin die Aufnahme von Sylibin aus dem Darm, um so einen maximalen Effekt zu erzielen.
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